1906 |
Der jüdische Kaufmann und Stadtrat Bernhard Kahn stiftet die Mittel
für eine Arbeiterlesehalle. Seine Frau Emma und deren Schwester
Bertha Hirsch lassen das in der Innenstadt abgerissene Palais Rischer
in der Neckarstadt wieder aufbauen (siehe Foto unten) und richten dort Deutschlands modernste
Volksbücherei ein. Über 150 Zeitungen und Zeitschriften liegen im
Lesesaal aus. Bertha Hirsch arbeitet bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 1913 als
Leiterin der Bücherei.
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Die Lesehalle nach der Errichtung 1906 (Foto: Stadtarchiv Mannheim)
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Linkes Foto: Bernhard Kahn, der Stifter und Namensgeber der
Bernhard-Kahn-Bücherei.
Rechtes Foto: Bertha Hirsch, Bernhard Kahns Schwägerin und langjährige Leiterin der Bücherei. |
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1910 |
Otto Kahn, der in New York lebende Sohn des Stifters,
stiftet 10.000 Reichsmark
für die Erweiterung des Hauses und den laufenden Betrieb.
Nach der Erweiterung ist die Lesehalle doppelt so groß
wie bei ihrer Gründung. |
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Nach der Erweiterung ist die Lesehalle doppelt so groß wie bei der Gründung im Jahr 1906 (Foto: Stadtarchiv Mannheim). | |||||
1929 | Mit einer weiteren Geldzuwendung von Otto Kahn werden das Haus und der Buchbestand saniert. | ||||
1933 | Die Lesehalle wird enteignet und unter Tilgung des Namens des jüdischen Gründers in das öffentliche Bibliotheksnetz eingegliedert. | ||||
1943 |
Bei einem Luftangriff brennt das Haus aus und wird bis auf die
Außenmauern zerstört. |
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Die Lesehalle nach der Zerstörung (Foto: Stadtarchiv Mannheim) | |||||
1950 | Der Leiter der Stadtbibliothek Dr. Willi Wendling schlägt vor, am alten Ort ein Kulturzentrum einzurichten. Die Stadt Mannheim entscheidet sich dagegen. Die Lesehalle wird nicht wieder hergestellt. Der Wiederaufbau des Hauses hätte 19.000 DM gekostet. | ||||
1950 | Unter dem Namen Eduard-Mörike Bücherei ist die Bücherei in der Neckarschule untergebracht (bis 1970). | ||||
1960 |
Die Stadt Mannheim verkauft das Grundstück an die Sparkasse Mannheim. Die noch stehende Ruine der Lesehalle wird abgebrochen (Auf dem Foto rechts der Eingang der Lesehalle). Die Sparkasse errichtet das heutige Haus. Im Erdgeschoss wird eine Filiale der Stadtsparkasse untergebracht. |
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1971 |
Rückkehr der Bücherei an die traditionelle Adresse, in das erste
Obergeschoss des
Hauses (siehe Fotos unten), das die Stadtsparkasse auf dem ehemaligen
Grundstück der Lesehalle errichtet hat. Die BKB befindet sich sehr unauffällig im ersten Obergeschoss, über der deutlich sichtbaren Filiale der Sparkasse. Links neben der Sparkasse/BKB erkennt man das Alte Volksbad (oberes Foto), rechts neben neben Sparkasse/BKB (unteres Foto) ein gründerzeitliches Wohnhaus. Beide Häuser haben den zweiten Weltkrieg überstanden und sind - im Gegensatz zur Lesehalle - wiederhergestellt worden. |
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1972 | Auf Antrag des Bezirksbeirats erhält die Bücherei ihren ursprünglichen Namen zurück und heißt wieder Bernhard-Kahn-Bücherei. | ||||
1993 | Aufgrund der schlechten Haushaltslage der Stadt droht die Schließung der Bücherei. Auf Initiative der Geschichtswerkstatt Neckarstadt wird ein Freundeskreis der Bücherei gegründet, aus dem 1993 der Förderverein Bernhard-Kahn-Bücherei hervorgeht. | ||||
2006 | Renovierung der der Bücherei. Im November 2006 feiert die Bücherei ihren 100. Geburtstag. | ||||
Von der Gründung 1906 bis zum erzwungenen Ende 1933 war die Bernhard-Kahn-Lesehalle eine der bedeutendsten von Bürgern gestifteten Einrichtungen in Mannheim - vergleichbar mit den Stiftungen der Familien Reiss und Lanz und dem Herschelbad. |